Früh morgens machten wir uns auf den Weg zum Grenzübergang. Aus dem schnellen Grenzübertritt wurde vorerst allerdings nichts, da die Grenze erst um 9.00 Uhr öffnet. Vor dem grossen Tor wartete bereits eine grosse Schar Turkmenen und Usbeken. Viele von Ihnen hatten Früchte und Gemüse dabei, um diese auf der anderen Seite zu verkaufen.

Die Zeit bis zur Grenzöffnung vertrödelten wir mit herumspazieren und Gesprächen mit Einheimischen. Ein älterer Herr offerierte Manuel und Daniel sogar eine kostenlose Ausfahrt mit seiner Kutsche. Die beiden hatten jedoch Erbarmen mit dem armen Esel und lehnten dankend ab. Kurze Zeit später trafen zwei Kleinbusse voller junger Soldaten angefahren. Sofort wurde es ruhiger an der Grenze und allmählich brachten die Soldaten Ordnung ins Chaos. Unser neuer Freund, der Melonenhändler, riet uns, mit dem Auto bereits vorzufahren, um als erste die Grenze passieren zu können. Diesen Ratschlag nahmen wir natürlich gerne an, warteten doch auf usbekischer Seite nochmals knapp 450 Kilometer auf uns.

Die jungen Soldaten waren fasziniert von unserem Auto und unserer Reise und winkten uns zu sich. Wenige Minuten später sassen wir schon im Zollbüro und füllten die Ausreisepapiere aus. Von mühsamen und unfreundlichen Grenzbeamten kann keine Rede sein. Viel eher wurden wir behandelt wie Superstars. Jeder wollte auf dem Auto unterschreiben oder einen Kleber bekommen.

Trotzdem zog sich die Ausreise in die Länge. Neben vielem überflüssigem Papierkram mussten wir mehrmals erklären, warum wir denn auf die verrückte Idee gekommen seien, in einem solch kleinen Auto in die Mongolei zu fahren. Als die Grenzbeamten später unser komplettes Gepäck kontrollieren wollten und nach Kleidern und Kameras fragten, stellten wir uns einfach ein wenig dumm. Die Kameras liessen wir gut versteckt im Wagen zurück und zeigten den beiden Beamten lediglich den Inhalt unserer beiden Seesäcke. Sichtlich gelangweilt von den paar Plastiksäcken mit Kleidern, liessen sie uns davon ziehen. Beklagen über die unverständlichen Grenzformalitäten dürfen wir uns eigentlich aber nicht. Mit zwei Stunden Abfertigungszeit waren wir an der turkmenischen Grenze noch gut bedient. Andere Teams mussten bis zu 6 oder mehr Stunden Wartezeit auf sich nehmen, bis die Ausreisepapiere ausgefüllt waren.

Einige Meter weiter warteten bereits die usbekischen Grenzwächter auf uns. Die Einreise in Usbekistan war einiges einfacher. Der sympathische Grenzbeamte nahm die Kontrolle nicht allzu genau und war viel mehr an unserer Reise und dem Leben in der Schweiz interessiert. Nachdem er überall einen Blick reingeworfen hatte und noch kurz Daniels Laptop kontrollierte, war er zufrieden.

Die erste Ortschaft auf usbekischer Seite war Nukus, die Hauptstadt der Region Kalkapakstan. Als erstes stand Geld wechseln auf dem Programm. Nicht ganz einfach an einem Sonntag. Doch bereits die erste Dame, welche wir nach einer Wechselstube fragten, zog gleich ein Geldbündel aus der Tasche und bot uns an, US Dollar in usbekische Som zu wechseln. Für 140 Dollar erhielten wir Sage und Schreibe 392‘000 Som. Das riesige Bündel 1000er und 500er Noten passt nun definitiv nicht mehr in unser Portemonnaie. Viel eher benötigen wir eine neue Tasche, um so viele Geldscheine mit uns herumtragen zu können. Keine Sorge, wir vielen auch auf keine Schwindlerin herein. In Usbekistan ist es normal, Geld auf dem Schwarzmarkt zu tauschen. Die Wechselkurse sind dort besser, als in den offiziellen Wechselstuben und Banken.

Weiter ging unsere Fahrt knapp 220 Kilometer durch die usbekische Steppe in das ehemalige Fischerstädtchen Moynaq. Moynaq, eine 12‘000 Seelen Stadt wirkte wie ausgestorben. Vor 50 Jahren noch eine florierende Ortschaft am Ufer des Aralsees, gleicht Moynaq heute mehr einer Geisterstadt. Als die Sowjets in den 60er Jahren die Baumwollproduktion ankurbeln wollten, geschah in Moynaq eine der grössen Umweltkatastrophen überhaupt. Das für die Baumwollproduktion benötigte Wasser wurde aus dem Aralsee bezogen und der Wasserstand ging seither um 16 Meter zurück. Von ursprünglich 66‘000 Quadratkilometern Seefläche blieben noch knapp 12‘000 Quadratkilometer übrig. Heute liegt Moynaq gut 180 Kilometer vom jetzigen Ufer des Aralsees entfernt.

Zurück zu unserer Reise. In Moynaq angekommen erspähten wir am Ende der Stadt zwei vor sich hinrostende Schiffe. Wenige hundert Meter davor kamen zwei weitere gestrandete Gesellen zum Vorschein. Es handelte sich dabei um zwei Briten, welche ebenfalls an der Rally mitfahren. Andy und Darren vom Team Mongol Madness versuchten ihren Suzuki Swift mit den Schiffwracks auf ein cooles Foto zu bringen. Nach gut 20 Meter war Schluss für die beiden. Mehr als eine Stunde verbrachten sie damit, ihr Fahrzeug wieder aus dem Sand zu kriegen.

Da unsere Ritle über Allrad verfügt, wollten wir trotz Vorwarnung der beiden Briten ebenfalls einen Versuch wagen, bis zu den Schiffwracks zu fahren. Beim Versuch blieb es dann auch. Obwohl wir ohne Probleme bis auf einen Kehrplatz bei den Schiffen fahren. Übermütig wie wir sind, war uns das aber noch nicht genug. Ritle sollte direkt vor dem grösseren Schiff abgelichtet werden. Der lose Sand vor den Wracks war aber auch für Ritle Endstation. Erst nach einer halben Stunde Buddeln und Boden präparieren, konnten wir Ritle mit britischer Unterstützung auf sicheren Grund zurückbringen. Vielen Dank an dieser Stelle an Andy und Darren.

Beim Aralsee-Denkmal standen weitere Schiffwracks. Wer den Videoclip von Stress, beziehungsweise die Coop-Werbung kennt, weiss wie eindrücklich der Anblick dieser vor sich hin rostenden Stahlkolosse inmitten der Wüste ist.

Auf der Schnellstrasse zurück nach Nukus war es keine Seltenheit Esel, Kühe, Fussgänger und Velofahrer mitten auf der Strasse anzutreffen. Trotz zwei separaten Fahrbahnen, kam ab und zu sogar ein Autofahrer auf der falschen Seite angefahren. In Koyali, 15 Kilometer vor Nukus, trafen wir wieder auf unsere zwei Weggefährten aus Manchester. Sie versuchten mit Hilfe einer Einheimischen ein Hotel zu organisieren. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse, eine unlösbare Sache für die beiden. Nachdem die beiden schon zahlreiche Dorfbewohner um sich geschart hatten, waren die beiden Rallyteams spätestens nach unserem Eintreffen Dorfgespräch Nummer eins. Es ging keine fünf Minuten, bis die Kinder der umliegenden Häuser uns umzingelt hatten. Fotos wurden geschossen, Grussbotschaften auf die beiden Autos geschrieben und Hände geschüttelt. Die Kinder freuten sich über die Willisauer Ringli und wir mussten Acht geben, nicht völlig erdrückt zu werden.

20 Minuten später retteten wir uns in unsere Wagen und machten uns auf nach Nukus. Dieses Mal mit dem Ziel, eine günstige Unterkunft mit Dusche zu finden. Ohne wirkliche Orientierung fuhr der britisch-schweizerische Konvoi die Strassen von Nukus auf und ab, bis wir schlussendlich beim Hotel Nukus angekommen waren. „Fully booked“ war das erste, was der Mann an der Rezeption uns entgegnete. Nun ja, „fully booked“ scheint hier nicht wirklich ausgebucht zu bedeuten. Das Haus war halbleer. Scheinbar wollte der Besitzer einfach keine sandigen und verschwitzten Rallyfahrer beherbergen. Sei’s drum. Wenig später standen wir an der Rezeption des anderen Hotels in Nukus. Für einen lächerlich hohen Preis von 45 Dollar pro Person, wollte uns der Manager ein Dreierzimmer andrehen. 135 Dollar für ein Dreierzimmer mit Etagendusche bezahlt man aber höchstens in der Schweiz und sicherlich nicht in Usbekistan. Vor allem nicht in einem Provinznest wie Nukus. Aber natürlich liessen wir nicht so schnell locker. Letztlich durften wir für 10 Dollar im Innenhof auf einem überdimensionalen Sitz-Tisch mit Teppich übernachten. Dazu gab es die für uns wichtige Registrierungsbestätigung.

Vor dem zu Bett gehen, meldeten sich wieder unsere Mägen. Richtig, heute hatten wir noch gar nichts gegessen ausser altem Brot und ein paar Äpfeln. Um dem Abhilfe zu schaffen, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum nächstgelegenen Kaffee um dort ein paar leckere Shashlik-Spiesse zu verdrücken.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Rinds-Shashlik, gegrillt über offenem Feuer in einem usbekischen Hinterhof mit Brot und Salat. Dazu gaaanz viele Zwiebelringe.