Heute war ausschlafen angesagt. Erst um halb Zehn krochen wir aus unserem Zelt. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und überreichten dem Besitzer der benachbarten Teestube ein Schweizer Taschenmesser.

Knapp 300 Kilometer standen heute auf dem Programm. Nach Möglichkeit wollten wir sogar den Grenzübertritt nach Usbekistan wagen. Von wegen nur 300 Kilometer. Die Strasse war in einem derart desolaten Zustand, dass wir den ganzen Nachmittag nur mit 20 bis 30 Stundenkilometer durch die Wüste tuckern konnten. Geschlagene 8 Stunden benötigten wir für die Strecke. Bei über 40 Grad Aussentemperatur wird so eine Autofahrt echt zur Tortur.

Unterwegs sahen wir mehrmals Einheimische ihre stark ramponierte Fahrzeuge reparieren. Und natürlich gab es überall Kamele. Diese fressen übrigens keine Äpfel und ignorierten sämtliche Annährungsversuche unsererseits. Apropos Kamele. Eines davon fiel wohl tags zuvor einem turkmenischen Lastwagen zum Opfer Der Chauffeur liess das Tier an Ort und Stelle liegen. Nun lag der Kadaver von der Sonne aufgebläht am Strassenrand.

In der Wüste machten wir gleich zweimal Bekanntschaft mit der turkmenischen Polizei. Das erste Mal mussten wir die Sanitätsbox zeigen. Das zweite Mal wollte der Polizist lediglich wissen, wohin unsere Reise geht. Von Schmiergeldforderungen wurden wir bisher verschont. Jedes Mal gab sich die Polizei entweder mit einem Willisauer Ringli, einem Stimorol-Kaugummi oder einer Zigarette zufrieden.

Unsere ambitionierten Pläne vom Grenzübertritt waren reines Wunschdenken. Im letzten turkmenischen Dorf vor der Grenze trafen wir erst gegen 21.00 Uhr ein. Ursprünglich hatten wir für die heutige Strecke rund 5 Stunden einkalkuliert. In Könye Urgench mussten wir uns erst einmal Wasser besorgen. Bei dieser Hitze reichen knapp 8 Liter für drei Personen nicht mehr aus.

Das Nachtlager bauten wir heute inmitten weitläufiger Ackern auf. Abseits der Durchfahrtsstrasse konnten wir ungestört kochen und noch ein bisschen den Abend geniessen.

Auch Ritle hat den heutigen Tag gut überstanden. Unterfahrschutz sei Dank leckt unser Fahrzeug nirgends und auch die Federn sind noch ganz. Einzig einen Schönheitspreis würde sie nicht mehr gewinnen, unsere Ritle. Der Sand überzieht die Karosserie wie ein feines Make-Up und lässt die verschiedenen Flecken und sterblichen Überreste zahlreicher Wespen und Fliegen noch besser zur Geltung kommen. Auch Ritle’s Schnurrbart sieht nicht mehr so appetitlich aus. So sehr, dass Einheimische jeweils der Meinung sind, beim Pelzfetzen an Ritle’s Kühlergrill handle es sich um ein überfahrenes Tier. Glücklicherweise ist uns bis jetzt noch kein Tier vor das Auto gesprungen. Wir mögen Meister Lampe, Schaf und Co lieber im Kochtopf als auf unserem Kühlergrill kleben.

Und zum Schluss noch dies:
Trotz Roadkill-Kamel verzichtet die Pandanauten-5-Sterne-Küche heute auf Fleisch und empfiehlt dafür Gemüseeintopf mit Reis und ein Gläschen turkmenischen Wodka (oder zwei).