Da die Importpapiere für unser Fahrzeug bereit gestern ausgestellt wurden, machten wir uns heute bereits früh startklar. Die Grenze ist ab 9 Uhr offen und wir wollten uns so schnell wie möglich vom Acker machen. Unsere Euphorie war schon beim Frühstück grenzenlos: Der Duft von Freiheit und unendlicher Wildnis lag in der Luft.

Leider ging dieser Plan nicht ganz auf. Obwohl unsere Dokumente bereits fixfertig im Zollbüro bereitlagen, wollten die Beamten immer nur 10 Fahrzeuge miteinander fahren lassen. So wurde es wiederum fast Mittag, bis wir den Grenzposten passieren durften und Ritle in die mongolische Steppe steuerten.

Zusammen mit uns durften auch unsere Zeltnachbarn, ein schottisch-russisches Pärchen und das Schweizer Team Cocopelli die Grenze verlassen. Die Cocopellis sind auch in einem Fiat Panda unterwegs und haben seit einiger Zeit ebenfalls Probleme mit den Frontstossdämpfern. Diese scheinen tatsächlich eine Schwachstelle beim Panda zu sein. Obschon wir alle gleichzeitig die Grenze verliessen, trennten sich die Fahrzeuge nach kurzer Zeit. Während einige Teams trotz üblen Strassen in ziemlich hohem Tempo davonzogen, nahmen wir es gemütlich.

Wie schon das Sprichwort sagt, führen viele Wege nach Rom oder eben Ulaanbaatar. Beim Passübergang trafen wir ein weiteres Mal auf die Cocopellis und ihre amerikanischen Weggefährten. Wiederum verzweigte sich die Strasse und wir rätselten, welches wohl die beste Strecke sei. Wir entschieden uns für die steilere, aber direktere Route den Berg hoch. Die Cocos und die Amis zogen die schmalere und weniger steile Piste auf der gegenüberliegenden Talseite vor.

Das holländische Paar, welches die Flitterwochen auf der Mongol Rally verbringt, folgte uns schon bald die Passstrasse, oder wohl besser gesagt den Wanderweg hoch. Als wir uns plötzlich inmitten von hohen Steinhaufen befanden, stellten wir fest, dass sich unsere Strasse wohl noch im Bau befindet. Jetzt konnten die beiden Pandas am Berg beweisen. Die Autos kämpften sich locker durch das unwegsame Gelände und wir befanden uns schon wenig später wieder auf der richtigen Strasse.

Ölgii, die erste grosse Ortschaft auf unserer Strecke, war unser heutiges Tagesziel. Wir erreichten die Kleinstadt im späteren Nachmittag. Nun waren Website updaten, Geld abheben, Lebensmittel einkaufen und eine wohlverdiente Dusche angesagt. In einem Provinznest wie Ölgii ist es einfach dies alles zu erledigen. Das Internetkaffee befand sich direkt neben dem Badehaus, der Lebensmittelladen im selben Gebäude und der Bancomat keine 2 Minuten entfernt.

Zurück beim Auto fanden wir einen Zettel der Cocopellis auf unserer Frontscheibe. „Unser Stossdämpfer ist defekt!“ lautete die Nachricht. Bevor wir uns per SMS bei den drei Pechvögeln melden konnten, trafen wir die Cocopellis auf der Strasse. Sie waren bereits beim Mechaniker und hatten ein Fachgeschäft gefunden, welches auch Stossdämpfer im Sortiment führt.

Noch vor Einbruch der Dunkelheit fuhren wir aus der Stadt, um abseits der Siedlung unser Nachtlager zu errichten. Fahren bei Dunkelheit ist hier ein absolutes „No-Go“. Bereits tagsüber ist das Fahren auf den holprigen, mit spitzen Steinen überzogenen Strassen eine Herausforderung. Ausserdem führen die Fahrspuren jeweils in alle Himmelsrichtungen und Strassenschilder kennt in der Mongolei niemand. In den vergangenen Jahren fuhren Teams schon fälschlicherweise bis weit über die chinesische Grenze oder hatten schwere Unfälle.

20 Kilometer ausserhalb von Ölgii passierte uns dann das Missgeschick. Ein spitzer Stein auf der Fahrbahn schlitzte gleich zwei unserer Reifen auf. Schnell wurden die beiden Räder gewechselt und einige Meter weiter unser Zelt aufgebaut. Jetzt noch weiterzufahren wäre zu riskant gewesen. Bereits in der Dämmerung waren die Steine und Löcher nur schwer zu erkennen. Die klare Nacht brachte auch schon bald die Kälte mit sich und wir zogen es vor, in unsere warmen Schlafsäcke zu kriechen.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Rinds (oder Schafs?!) Voressen an Pilzsauce mit Polenta und gedämpften Bohnen.