Den heutigen Tag begannen wir gemütlich mit Nutellabroten und Kaffee vor unserem Zelt. Wir hatten die Nacht etwas oberhalb der Ortschaft Sarab verbracht und wollten am frühen Morgen nochmals die Aussicht geniessen.

Danach brachen wir auf in Richtung Ardabil. Ardabil liegt in etwa in der Mitte unserer heutigen Tagesetappe nach Rasht. Der Weg von unserem Rastplatz zurück zur Hauptstrasse war sehr holprig und immer wieder standen Schafe, Ziegen und Kühe auf der Strasse. Wir mussten daher sehr vorsichtig fahren. Hinzu kamen die hohe Dachlast und die Geschwindigkeitsschwellen, welche teilweise fast willkürlich auf der Strasse angebracht wurden.

Bei einer dieser Schwellen kam unser Wagen kurz am Boden an. Sofort hielten wir an, damit Stefan das Fahrzeug kurz kontrollieren konnte. Der Unterfahrschutz war glücklicherweise in Ordnung. Dafür bemerkte Stefan einen anderen Mangel. Aufgrund des vielen Gepäcks, welches wir auf dem Dach mitführen, hatte sich der Dachträger etwas nach vorne verschoben. Damit der Träger nicht noch weiter nach vorne rutschen konnte, musste die Halterung unverzüglich geschweisst werden.

Eine Werkstatt mit Schweissgerät zu finden war kinderleicht. Dank der Unterstützung eines Einheimischen stand Ritle kurze Zeit später schon vor dem Gebäude einer Metallbaufirma, umzingelt von etwa einem Dutzend Passanten und Angestellten. Der freundliche Unternehmer zögerte keine Minute und instruierte einen seiner Schweisser. Operation geglückt, so lautete das Fazit dieser Not-OP an Ritle einige bange Momente später. Der Firmenbesitzer wollte für seine Dienste nur gerade 10‘000 Iranische Rial, welche er direkt dem zuständigen Schweisser übergab (umgerechnet etwa 80 Rappen). Als Dank verteilten wir allen Angestellten und Zuschauer noch Willisauer Ringli und Stimorol-Kaugummis. Seit heute zieren zudem Farsi-Buchstaben unser Auto. Ritle mutiert so immer mehr zum Kunstobjekt.

Auf dem Weg nach Rasht, machten wir mehrere Male halt, um unsere Lebensmittelvorräte wieder aufzustocken. Auch auf dem Land fällt unser Schweizer Kennzeichen und die Werbung an unserem Fahrzeug überall auf. Nie dauert es lange, bis sich eine Menschentraube um uns bildet. In Ruhe zu essen ist beispielswiese fast unmöglich. Heute hielten wir auf einem Kehrplatz einer Landstrasse an. Keine fünf Minuten später stand die Dorfjugend um unser Auto herum. Die vorbeifahrenden Motorradfahrer kehrten um, uns ebenfalls Gesellschaft zu leisten. Fleissig wurden Grussnachrichtungen und Namen auf unser Auto geschrieben. Einige der Kinder assen die Willisauer Ringli noch an Ort und Stelle. Trotz Ramadan.

Aufgrund des Abstechers in die Werkstatt, gerieten wir zeitlich etwas in Verzug. In Rasht, unserem heutigem Zielort trafen wir deshalb erst gegen halb sieben ein. Den Stadtpark, welchen uns zwei junge Iraner als Rastplatz empfohlen haben, fanden wir auf Anhieb. Die Stadtkarten im Reiseführer sind halt doch nicht so schlecht. Allerdings fanden wir es weniger toll, dass der Park aktuell mehr einer Baustelle als einem eigentlichen Erholungsraum glich. Ausserdem fand auf dem Fussballplatz nebenan ein Turnier statt. Wir entschieden uns deshalb, einen neuen Rastplatz ausserhalb der Stadt zu suchen.

Vorher mussten wir jedoch noch ein Internetkaffee aufsuchen, um die Logbuch-Einträge nachzuführen, den Bericht für den Willisauer Boten zu senden und einen weiteren Newsletter zu verschicken. Keine einfache Sache im Iran. Das nahegelegenste Internetkaffee war erst ab 20.00 Uhr geöffnet. Glücklicherweise kamen uns ein paar junge Iraner zu Hilfe. Einer von Ihnen fuhr uns sogar direkt zu einem anderen Internetkaffee. Die Verbindung war zwar lausig, aber nach geschlagenen eineinhalb Stunden hatten wir es geschafft, sämtliche Berichte zu versenden und sogar noch Mails zu beantworten.

Draussen war es mittlerweile schon dunkel und wir standen noch immer ohne Übernachtungsmöglichkeit da. Da das ganze Gebiet um Rasht ziemlich dicht besiedelt ist, war es praktisch unmöglich in Stadtnähe ein ruhiges Plätzchen zu finden. Wir fuhren deshalb nochmals etwa hundert Kilometer ostwärts, um in der kleinen Stadt Ramsar auf dem offiziellen Campingplatz zu übernachten. Nach einem üppigen Abendessen krochen wir gegen ein Uhr nachts in unsere Schlafsäcke.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt Schweizer Hausmannskost: Kartoffelstock mit Peperoni-Rahmsauce und als Beilage Erbsli und Rüebli.