Eigentlich war heute ausschlafen angesagt. Eigentlich – wäre da nicht die Sonne gewesen, welche den Aufenthalt im Zelt zum Saunabesucht machte. So waren wir schlussendlich trotzdem alle schon um 7.30 Uhr auf den Beinen. Trotzdem verliessen wir den Campingplatz erst gegen Mittag. Neben Kleinreparaturen und Sicherheits-Backups stand wieder einmal Duschen auf dem Programm. Für Camper ist es schwierig, unterwegs Waschmöglichkeiten zu finden. Insbesondere im Iran, wo nur wenige Campingplätze gibt. Deshalb nutzen wir jede Gelegenheit die sich uns bietet.

In neuer Frische brachen wir kurz vor Mittag auf. Beshar, unser heutiges Tagesziel lag noch knapp 360 Kilometer weit entfernt. Unterwegs mussten wir Pause machen, um einen unserer Reiseberichte nochmals zu senden. Währendem Manuel und Daniel sich in einer kleinen Ortschaft auf die Suche nach Internet machten, gesellte sich Stefan zu ein paar Einheimischen. Obwohl Stefan kein persisch spricht und der schon etwas ältere Mann weder Englisch noch Deutsch verstand, unterhielten sich die beiden vorzüglich. Es ist immer wieder toll zu sehen, dass Gespräche auch ohne Kenntnisse der anderen Sprache funktionieren. Ach ja, Internet fanden wir übrigens in einem Fotostudio, wo uns der Besitzer freundlicherweise seinen Computer für ein halbe Stunde überliess.

Mittagsrast legten wir in einer grossen Parkanlage direkt am kaspischen Meer ein. Endlich konnten wir auch ein paar Blicke von der Küste erhaschen. Das Ufer auf iranischer Seite ist mehrheitlich überbaut mit grossen Villen reicher Iraner und luxuriösen Hotelanlagen. Auch im Park waren wir nicht lange alleine. Schon nach wenigen Minuten kam ein älterer Herr zu uns. Er hatte früher in Deutschland gelebt und sprach perfekt Deutsch. Seine Zeit in Deutschland war wahrscheinlich prägend für ihn. Jedenfalls nahmen er und seine Familie den Fastenmonat Ramadan nicht mehr ganz so streng und luden uns mitten am Nachmittag zu Spaghetti ein. Leider mussten wir dankend ablehnen, da wir zuvor am Markt Mittagessen eingekauft hatten.

Mit vollem Bauch fuhren wir anschliessend weiter die Küste entlang nach Babolsar und von dort aus landeinwärts nach Beshar. Auf der Autobahn winkte uns ein Iraner in unserem Alter auf den Pannenstreifen. Er hatte uns vorher überholt und wollte wissen, was wir den im Iran machen. Nach einigem Smalltalk fragte uns der Mann, ob wir ihm denn eine CD mit englischer Musik schenken könnten. CD’s mit ausländischer Musik sind im Iran verboten. Natürlich kamen wir seinem Wunsch nach, führen wir doch mindestens 30 CD’s mit. Anstatt mit Justin Bieber, seinem Lieblingsmusiker, muss sich der Mann allerdings mit Stoner Rock begnügen. Seichte Popmusik, welche Teenager-Herzen höherschlagen lässt, ist halt nicht gerade die Art Unterhaltung, die in ein Rallyauto gehört.

In Beshar wurde uns von Einheimischen empfohlen im Abbas-Abad-Naherholungsgebiet zu campen. Ein junger Motorradfahrer begleitete uns bis zur Abzweigung und erhielt dafür Stefans Sonnenbrille geschenkt. Beim Eingang zum Park hielt uns der Parkwächter an. Reza, wie der Mann hiess, sprach kein Englisch und organisierte uns den Sohn eines Freundes als Übersetzer. Rmazan, unser junger Übersetzer leistete uns den ganzen Abend über Gesellschaft. Seit Tagen assen wir wieder einmal auswärts. Typisch iranisch gab es würzige Fleischspiesse, Fladenbrot mit Joghurt, Reis und Gemüse. Immer wieder wollten die anderen Gäste wissen, woher wir kamen und wohin wir noch fahren würden. Der arme Ramazan musste dabei die ganze Zeit übersetzen. Eine iranische Familie hatte derart Narren an uns gefressen, dass der Vater uns spontan zum Dessert einlud. Eine weitere Familie wollte, dass Manuel sie und den iranischen Musiker, welcher bei ihnen am Tisch Gitarre spielte, filmte. Auch die Willisauer Ringli, welche wir verteilten, kamen sehr gut an. Ramazan, unserem jungen Freund schenkten wir zum Abschied ein Schweizer Taschenmesser. Der Junge wusste am Schluss gar nicht mehr wo im der Kopf stand, so gross war die Freude über das Geschenk.

Gegen Mitternacht ging ein weiterer toller Tag mit zahlreichen schönen Bekanntschaften zu Ende. In den Iran, so sind wir sicher, werden wir auf jeden Fall wieder einmal reisen. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Leute hier ist einfach nur unglaublich und das Bild, welches viele Westler vom Iran haben, völlig falsch. Wir haben hier weder fanatische Muslime, noch Atombomben-Befürworter noch stockkonservative Hinterwäldler getroffen. Klar gibt es diese in einem Land von der Grösse des Irans auch. Aber diese Leute wiederspiegeln in keiner Weise den Durchschnittsiraner.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt ein ausgiebiges iranisches Abendessen: Fleischspiesse mit Poulet und Rind, gegrillte Tomaten, Zwiebelringe, Fladenbrot, Joghurt, marinierte Oliven und Reis.