Heute Morgen lernten wir unseren Zimmergenossen kennen, welcher gestern Abend bei unserer Ankunft bereits im Bett lag. Der junge Engländer fährt mit dem Velo um die Welt und ist seit drei Monaten unterwegs. Seit Tagen sitzt er nun mit einer Magenverstimmung in Buchara fest. Solange wir unser Wasser im Supermarkt kaufen, bleibt uns dies hoffentlich erspart.

Da wir Buchara bisher nur bei Nachannten, spazierten wir nach dem reichhaltigen Hostel-Frühstück gemütlich durch die wunderschöne Altstadt. Buchara ist noch touristischer als Khiva. Überall wird usbekische Handwerkskunst feilgeboten und für alles muss Eintritt bezahlt werden. Sogar für die Fotokamera wird eine separate Gebühr erhoben. Trotzdem hat uns die Altstadt sehr gut gefallen. Gerne hätten wir hier noch den ganzen Tag verbracht und in einem der schönen Restaurants etwas gegessen und getrunken.

Ein Blick in unser Portemonnaie bewegte uns dann aber dazu, sofort aufzubrechen. Seit wir die Türkei verlassen haben, konnten wir nirgends mehr Geld beziehen und unsere Dollar-Vorräte gehen schon bald zur Neige. An der turkmenischen Grenze liessen wir für die Autoeinfuhrgebühren und die Visa mehr Geld liegen als geplant. Nun müssen wir praktisch jeden Rappen zweimal umdrehen. In Usbekistan gibt es nur in ganz wenigen Städten Geldautomaten und diese scheinen nie zu funktionieren. Sowohl in Nukus als auch in Buchara hatte entweder die Bank geschlossen oder der Bancomat war defekt. Zum Liquiditätsproblem kommt der Zeitdruck. Die schlechten Strassen lassen Ritle leiden und wir können zeitweise nicht mehr als 40 bis 50 Kilometer pro Stunde fahren.

So verabschiedeten wir uns vom Team Cocopelli und dem italienischen Team, welches im Nachbarhotel übernachtet hatte. Unsere polnischen und amerikanischen Weggefährten schienen das Hotelbett einem Stadtbummel vorzuziehen. Jedenfalls schienen alle noch zu schlafen.

Aus Buchara raus zu kommen war genauso schwer, wie den Weg in die Innenstadt zu finden. Erst nach langem hin und her und der Hilfe eines Polizisten fanden wir die richtige Strasse nach Samarkand. Die Fahrt nach Samarkand dauerte lange und wir wurden im Auto nur so hin und her geschüttelt. Strassenbau scheint keine Stärke der Usbeken zu sein. Nun ja, immerhin war die Strasse in einem etwas besseren Zustand als gestern. Während der Fahrt sahen wir mehrere Rallyteams. Viele Teams, die nicht die südliche Route durch den Iran und Turkmenistan gewählt haben, fahren von Kasachstan her nach Usbekistan, um dort die guterhaltenen Städte entlang der Seidenstrasse zu besichtigen. Die meisten Teams haben wir schon in Goodwood getroffen. Nun kreuzten sich unsere Wege ein weiteres Mal.

In Samarkand verfuhren wir uns ein weiteres Mal. Die Karten aus dem Lonely Planet sind wirklich sehr schlecht. Nach langem Durchfragen und einem sehr hilfsbereiten Usbeken fanden wir einen Parkplatz im Zentrum von Samarkand. Bevor wir uns den Sehenswürdigkeiten widmen konnten, wollten wir aber noch unser Geldproblem lösen. In Buchara hat man uns erzählt, dass wir in Samarkand bessere Chancen hätten, einen funktionierenden Bancomaten zu finden. Mittlerweile waren unsere Geldreserven auf knapp 60 Dollar gesunken. Doch auch hier dasselbe Bild. Sämtliche Banken in Samarkand sind um 16 Uhr bereits geschlossen und die Bancomaten stehen natürlich nicht ausserhalb der Bank, sondern in den Schalterräumlichkeiten. Logisch, oder? Unsere letzte Chance war nun das President Hotel, Samarkands Luxustempel für reiche Europäer. Und siehe da: Es gab einen Bancomaten. Die Ernüchterung folgte jedoch nur Minuten später, als uns der Receptionist erklärte, dass der Bancomat schon seit Monaten leer sei. Gopf*****

Somit wechselten wir unsere letzten 60 US Dollar auf dem Schwarzmarkt in usbekische Som. Auf dem Schwarzmarkt kriegt man hier einen viel besseren Wechselkurs als bei den offiziellen Wechselstuben und Banken. Am Basar deckten wir nochmals mit Lebensmittel ein. Typisch schweizerisch Stand am Nationalfeiertag Käsefondue auf unserem Menüplan. Anstelle von Kirschwasser mussten wir uns am Basar noch Vodka besorgen.

In Usbekistan muss man sich offiziell für jede Übernachtung registrieren lassen. Ansonsten kann die Ausreise je nach Grenzbeamten ziemlich mühsam werden. In Realität wird diese Regelung allerdings viel lockerer gehandhabt. Nach drei Nächten in Hostels, zogen wir es daher vor, wieder in der Wildnis zu campieren. Gegen Abend verliessen wir deshalb Samarkand, um in der usbekischen Pampa unser Nachtlager zu errichten. Irgendwo zwischen einer Gaspipeline und einer Schnellstrasse fanden wir schliesslich ein Plätzchen das mit Gestrüpp und Bäumen etwas von der Strasse abgetrennt war. Selbstverständlich durften an unserem Schweizer Abend mit Käsefondue auch Lampions, Schweizerfahne und Mundartmusik nicht fehlen.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Käsefondue von Gerber mit viel Knoblauch und usbekischem Fladenbrot. Dazu Tomatensalat und usbekischer Vodka (dieser schmeckt übrigens ähnlich wie Brennsprit).

PS: Vielen Dank Ernst! Dank deinen Tipps konnte Stefan heute die Benzinlampe wieder zum Laufen bringen. Super!