Der verhandelte Hotelpreis von gestern Abend enthielt eigentlich kein Frühstück. Trotzdem wurde uns heute vom Kellner ein reichhaltiges Frühstück mit Spiegelei, Omelette, frischen Früchten und Fleisch aufgetischt. Erfreut über diese unerwartete Grosszügigkeit, liessen wir uns diese leckere Stärkung natürlich nicht entgehen.

Anschliessend tauschten wir noch kurz unsere Kontaktdaten mit Andy und Darren aus und machten uns auf die Suche nach einer Tankstelle und einer Waschanlage. An der ersten Tankstelle kam dann auch gleich der erste Schock. In Nukus gäbe es nur Propangas und kein Benzin, so die simple Antwort des Tankwärters. Wir glaubten nicht recht gehört zu haben. Kein Benzin, kein Diesel in einem Land das umgeben ist von Ländern mit reichen Erdölvorräten. Glücklicherweise fanden wir nach einigem hin und her doch noch eine Tankstelle mit Benzin. Jedoch gab es dort nur Benzin mit einem Oktanwert von 80. Mit ungutem Gefühl füllten wir unseren Tank nicht ganz voll und hofften, irgendwo qualitativ besseres Benzin finden zu können.

Einige Verfahrer später gab es für Ritle eine wohlverdiente Dusche. Nach 10‘000 Kilometer war heute wirklich Waschtag angesagt. Für unsere Ritle scheuten wir keine Kosten. Für knapp 4 Franken gab es eine Handwäsche vom Feinsten, inklusive Fensterreinigung und Radkasten rausputzen.

In neuem Glanz strahlend brachen wir am späten Vormittag auf Richtung Südosten. Heutiges Tagesziel war Khiva. Die Strasse dorthin führte entlang der alten Seidenstrasse. Unterwegs machte sich das schlechte Benzin bemerkbar. Unter der Haube schepperte es komisch. Ein Fall für Autodoktor Stefan. Seine Diagnose war klar: in Zukunft soll Ritle’s Durst wieder mit besserem Benzin gestillt werden.

Die karge Landschaft zog uns in ihren Bann. Irgendwie unvorstellbar, dass hier vor Jahrhunderten Karawanen während Monaten unterwegs waren, um Ost und West mit edlen Gewürzen, Gold und Pelzen zu beliefern. Die Strasse nach Khiva ist schlecht beschildert. Wir mussten mehrere Male anhalten, um sicher zu gehen, auf der richtigen Strasse zu sein. Bei einem dieser Stopps war zufälligerweise auch der Chauffeur einer Marshrutka anwesend. Er hatte dieselbe Strecke vor sich und bot uns an, ihm zu folgen. Dieses Angebot nahmen wir natürlich dankend an. Dem schnellen Chauffeur zu folgen, war nicht einfach. Zum Glück wartete er jedes Mal am Strassenrand, wenn wir wieder hinter dem Horizont verschwunden waren.

Das gewünschte Hotel in Khiva fanden wir beinahe auf Anhieb. Für einmal mussten wir nicht über den Preis verhandeln. Umgerechnet 7 Franken pro Person inklusive Frühstück, abgeschlossenem Parkplatz und WIFI sind durchaus akzeptabel. Weniger erfreut waren wir, als wir am Tor zur Altstadt standen. Überrissene 10 Dollar Eintritt plus 5 Dollar Zuschlag pro Kamera wollte uns die Dame am Eingang abknüpfen. Ein Spaziergang in der Altstadt sei sonst nicht möglich, so die umtriebige Geschäftsfrau. Alles Unsinn, wie sich später herausstellen sollte.

Verärgert über die hohen Preise entschieden wir uns, erst einmal etwas essen zu gehen und dann weiter zu schauen. Da es in Khiva nirgends einen Bancomat gibt, müssen wir aufpassen, nicht zu viel Geld auszugeben. Die nächste Geldquelle befindet sich nämlich noch immer zwei Tage entfernt und wir müssen unterwegs noch genügend „flüssig“ sein, um Benzin, Übernachtung und Verpflegung bezahlen zu können.

Frisch gestärkt gingen wir später nochmals zum Eingangstor zurück. Und siehe da: Die Dame am Eingang war verschwunden. Ein Händler erklärte uns dann, dass der Eintritt nur zu entrichten sei für Museumsbesuche. Ein Spaziergang sei natürlich nicht kostenpflichtig. Aha. Da wollte sich die gute Frau wohl einige Zusatzdollars hinzuverdienen.

Der Spaziergang durch die Altstadt von Khiva war beeindruckend. In den engen Gassen fühlten wir uns um Jahrhunderte zurückversetzt. Hinter jeder Ecke erwarteten wir eine frisch beladene Karawane. Die in der Abendsonne rot leuchtenden Lehmziegel der Gebäude und Türme boten ein fantastisches Bild. Marco Polo muss sich damals ähnlich gefühlt haben wie wir uns heute.

Müde vom heutigen Tag und der Hitze wollten wir heute keine grossen Sprünge mehr wagen. Da das Hotel auch ein Restaurant war, entschieden wir uns, für das Abendessen gleich dort zu bleiben. Für knapp 5 Franken pro Person erhielten wir leckere Teigtaschen mit Beilage.

Während dem Abendessen besuchte uns spontan das Schweizer Team Cocopelli. Seit dem Czechout-Festival hatten wir die Cocopellis nicht mehr gesehen. Schnell wurden einige Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Die Cocopellis wollten später noch ein paar Italiener auf ein Bier treffen. Wir waren zu müde und bevorzugten das weiche Bett dem kühlen Blonden.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt usbekische Samsi (Teigtaschen mit Hackfleisch), Tomatensalat und frische Wassermelone. Auch das usbekische Bier ist empfehlenswert: Der Alkoholgehalt der vom Hotel verkauften Flaschen lag zwischen 10 und 12 Prozent.

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