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Der fehlende Stempel wird uns zum Verhängnis


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Heute stand der Grenzübertritt nach Russland an. Wir fuhren deshalb frühzeitig an die kasachisch-russische Grenze, da wir noch bis in die russische Stadt Omsk fahren wollten.

Beim Grenzübergang konnten wir bis zur Fahrzeugkontrolle vorfahren, ehe uns ein Grenzbeamter ins Büro bat. Wir hatten es tatsächlich fertiggebracht, die Registrierung bei einem kasachischen Migrationsamt zu verpassen. „Alles nur halb so wild“, so die Antwort des Grenzbeamten. Wir müssten einfach zurück nach Petropavlovsk fahren und dort gegen Entrichtung einer Busse von 100 Franken pro Person die Registrierung noch nachholen.

Das Migrationsbüro zu finden, war keine einfache Sache. Per Zufall fragten wir einen Kasachen nach dem Weg, welcher seit Jahren in Deutschland wohnt und derzeit in Petropavlovsk seine Familie besuchte. Diese Bekanntschaft, stellte sich schon wenig später als wahrer Glücksfall heraus. Beim Migrationsamt schien anfänglich noch alles in Ordnung. Die Busse von knapp 300 Dollar waren wir gerne bereit zu bezahlen, um bei unserem Zeitplan nicht völlig ins Hintertreffen zu geraten. Nach einigen Telefonaten mussten wir dann plötzlich in ein anderes Büro gehen, wo bereits mehrere Polizisten auf uns warteten.

Auf einmal war nicht mehr die fehlende Registrierung das Problem. Die Polizisten bezichtigten uns einem Visavergehen. Wir hätten uns unerlaubt auf kasachischem Territorium bewegt und seien mit einem Transitvisum unterwegs gewesen, so lautete die Anklage. Dies sei ein schweres Vergehen und werde mit mindestens drei Tagen Arrest, einem Gerichtsverfahren und einer saftigen Busse geahndet. Wir wussten nicht wie uns geschah. Ulaanbaatar rückte in weite Ferne und wir glaubten gar, unsere Reise abbrechen zu müssen, hatten wir doch für die Durchquerung Russland nur gerade fünf Tage Zeit.

Selbst die Schweizer Botschaft konnte uns nicht weiterhelfen. In solchen Angelegenheiten sind den konsularischen Angestellten die Hände gebunden. Wir glaubten uns im falschen Film zu wähnen. Wie kann man einfach eines Vergehens bezichtigt werden, welches wir gar nicht begangen hatten. Weder die Botschaft, noch wir selber konnten etwas gegen diese Polizeiwillkür unternehmen. Obschon in unseren Reisepässen ein Touristenvisum für 15 Tage eingeklebt ist, mussten wir nun am Montag für ein Visavergehen vor Gericht. Um die ganze Angelegenheit nicht noch schlimmer zu machen und noch mehr Zeit zu verlieren, mussten wir das falsche Spiel der Behörden mitspielen.

Eugen, der in Deutschland wohnhafte Kasache organisierte für uns eine Bleibe bei seiner Tante und fuhr uns gegen Abend dorthin. Unsere Pässe wurden von der Polizei eingezogen und wir waren auch nicht befugt die Stadt zu verlassen oder mit dem Auto herumzufahren. Wir wissen nicht, was wir ohne Eugen gemacht hätten. Wäre er nicht dagewesen und hätte laufend die vielen komischen Gesetzesartikel ins Deutsche übersetzt, wären wir wohl in zehn Tagen noch in Kasachstan.

Niedergeschlagen und immer noch völlig perplex gingen wir früh schlafen. Die ganze Angelegenheit musste sich erst etwas legen.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Kasachische Pilmeni, Tomaten-Gurkensalat an Smetana-Sauce, Wurst und Brot und als Dessert einen Schnitz Wassermelone.