Da wir möglichst früh an der iranisch-turkmenischen Grenze sein wollten, entschieden wir uns wiederum für einen frühen Start in den Tag. Nach der heissen Nacht kam die kalte Dusche für uns wie gerufen. Direkt neben dem Plumpsklo gelegen, roch die Dusche etwa gleich gut wie sie aussah. Frisch und munter wollten wir anschliessend unser Gepäck wieder ins Auto bringen. Doch siehe da – sämtliche Türen waren verschlossen, das Verlassen des Hotels nicht möglich. Etwa eine halbe Stunde später war der Hoteldirektor endlich wach, und wir konnten unsere Reise fortsetzen.

Vor dem Grenzübertritt wollten wir Ritle auf Hochglanz polieren, um bei den turkmenischen Grenzbeamten einen guten Eindruck zu hinterlassen. Mitten in der Wüste ist es jedoch nicht ganz so einfach, eine Waschanlage zu finden. In ganz Quchan gab nur eine davon und diese war frühmorgens noch geschlossen. So blieb Ritle dreckig und wir um einige iranische Rial reicher. Anschliessend war ein letztes Mal volltanken mit günstigem iranischen Benzin angesagt. Mit vollem Tank und zwei prall gefüllten Kanistern auf dem Dach, brachen wir auf Richtung Berge und turkmenische Grenze.

Den Iran verliessen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die iranische Gastfreundschaft ist etwas vom grossartigsten was wir bisher erleben durften. Andererseits freuten wir uns auf die kommende Zeit in Zentralasien und etwas weniger strenge Essensregeln tagsüber. Während dem Ramadan war es zuletzt sogar schwierig an Brot zu gelangen. Ein Restaurantbesuch war gar unmöglich, da so oder so alle Restaurants erst nach Sonnenuntergang öffnen.

In den Bergen war es dann auch merklich kühler als in der weiten Ebene um Quchan. An der Grenze versuchten wir unsere verbliebenen Rial los zu werden. Während wir das Grenzdorf Bajgiran passierten, hielten wir immer wieder an, um eine Wechselstube oder eine Bank zu finden. Diese waren jedoch alle geschlossen.

An der Grenze war ruhiger als Tage zuvor zwischen der Türkei und dem Iran. Noch auf iranischer Seite konnten wir unsere Rial umtauschen. Wie im Lonely Planet beschrieben, erhielten wir aber einen lausigen Wechselkurs und mussten rund 1/3 des Gegenwertes ans Bein streichen. Hatten wir in Tabriz für einen Dollar noch 12‘000 Rial erhalten, lautete der Wechselkurs nun 1 Dollar = 8000 Rial.

Wiederum war der Grenzübertritt etwas kompliziert. Aber dank den hilfsbereiten Beamten, war das Aufsuchen der einzelnen Amtsstellen dieses Mal ein Kinderspiel. Auch an der turkmenischen Grenze lief alles tadellos ab. Bis auf ein Büro, bei welchem wir warten mussten, bis die schlafenden Beamten ihre improvisierten Betten weggeräumt hatten, wurden wir überall innert weniger Minuten bedient. Ansonsten erhielten wir überall eine Sonderbehandlung und auf Geheiss des obersten Zöllners musste die Buchhalterin sogar ihre Mittagspause unterbrechen, um uns turkmenische Manat zu wechseln. 2 Stunden später sassen wir wieder im Auto Richtung Ashgabat.

Und dann waren wir da: Ein grosser Triumphbogen kündigte schon weit vor Ashgabat an, dass wir uns auf dem Weg zur pompösesten und prächtigsten Stadt befanden. Tatsächlich, Turkmenbashi’s Architekten hatten ganze Arbeit geleistet. Plötzlich war die Strasse gesäumt von zahlreichen Hotels, Moscheen, Museen, Ministerien und weitläufigen Parkanlagen. Selbstverständlich alles mit weissem Marmor verkleidet. Auf jedem Platz standen vergoldete Statuen. Eine davon die 12 Meter hohe Goldstatue des verstorbenen Ex-Präsidenten Turkmenbashi. Überall wimmelte es nur so von Polizisten. Kontrolliert wird alles. Fotos von öffentlichen Gebäuden sind nicht erlaubt. Ab 23.00 Uhr ist Sperrstunde und bis einige Jahre nach dem Tod von Turkmenbashi war Rauchen verboten.

Der Prunk in Ashgabat täuscht über die Realität in Turkmenistan hinweg. Dies merkt man spätestens beim Verlassen der Hauptstadt. Nach einigen Runden über die neuen breiten Strassen Ashgabats, fuhren wir in die Wüste. Kaum waren die grossen Hotelbauten am Horizont verschwunden, wurden die Behausungen einfacher. Die Stromversorgung wird jeweils mittels Generator gewährleistet und das WC ist nichts weiter als ein mit Schilfmatten umhülltes Loch 30 Meter vom Haus entfernt.

An der letzten Tankstelle vor der Wüste trafen wir drei spanische Teams, die seit einigen Tagen als Konvoi unterwegs sind. Zwei Teams sind mit Krankenwagen unterwegs. Das dritte mit einem Fiat Cinquecento. Obwohl es bereits späterer Nachmittag war, wollten die Spanier bis nach Darvaza fahren, um dort den Gaskrater zu besichtigen. Wir hatten eigentlich geplant, heute nicht mehr so weit zu fahren, waren jedoch froh, um die Gesellschaft der Spanier und entschlossen und deshalb, mit ihnen mit zu fahren.

Mit jedem Kilometer wurde die Strasse schlechter und schlechter. Überall gab es Löcher und Risse. Die knapp 250 Kilometer bis nach Darvaza zogen sich in die Länge. Das spanische Team im Cinquecento musste immer wieder anhalten, da der Wagen einen Schlag zu viel erhalten hat und eines der Räder den Tankstutzen beschädigt hatte. Die Spanier hatten Angst, dass der Wagen auf dieser Strasse weiter leiden würde.

Nach gut 4.5 Stunden Fahrt trafen wir gegen 22.30 Uhr in Darvaza ein. Die direkte Fahrt zum Gaskrater, welcher auch „Tor zur Hölle“ genannt wird, war mit unseren Fahrzeugen nicht möglich. Wir entschlossen uns darum, einen Guide zu engagieren, welcher uns in seinem Jeep hinfuhr. Gegen Mitternacht war es dann soweit und wir marschierten sprichwörtlich der Hölle entgegen. Der Gaskrater übertraf alle unsere Erwartungen. Knapp 100 Meter im Durchmesser und bedrohlich lodernd, scheint es, dass das Tor zur Hölle der Anfang vom Ende der Welt ist. Einer der Spanier erfüllte sich am Gaskrater einen langgehegten Wunsch und grillierte sich einige Stücke Lammfleisch an einem übergrossen Spiess über dem Höllenfeuer.

Doch damit war der Tag noch nicht zu Ende. Den ganzen Tag über hatten wir noch nichts „richtiges“ gegessen und unsere Mägen sehnten sich nur so nach etwas Warmen. Um 2.00 Uhr nachts kamen wir endlich zum verdienten Abendbrot. Danach gesellten wir uns zu den Spaniern und landeten einige Gläser Wodka und Rum später im Schlafsack.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Curry-Reis mit Poulet und Pilzen aus der Dose. Als Rahm- oder Milch lässt sich in Turkmenistan wunderbar auch Smetana verwenden. Abgerundet wird dieses leckere Gericht mit einem Glas wohlschmeckenden Granatapfel-Saft