Heute wachten wir schon früh auf. Hinsichtlich der bevorstehenden Gerichtsverhandlung hatten wir alle etwas gemischte Gefühle. Noch immer war unklar, was uns am Gerichtshof erwarten würde. Obschon wir das Polizeiprotokoll unterzeichnet hatten, wurde uns nicht mitgeteilt, mit welcher Strafe wir zu rechnen hätten.

Gegen 8 Uhr nahm das Warten ein Ende. Zusammen mit Eugen fuhren wir zum Polizeihauptquartier. Dort mussten nochmals Papiere unterzeichnet werden. Die ineffiziente und ungenaue Arbeitsweise der zuständigen Beamten führte dazu, dass sich die Gerichtsverhandlung nochmals um fast zwei Stunden verzögerte.

Nach einem kurzen Stopp bei unserem Pflichtverteidiger fuhren wir gegen Elf Uhr endlich ans Gericht. Doch auch hier bot sich uns dasselbe Bild. Desorganisierte Beamte, welche es bevorzugten Zigaretten zu rauchen oder mit Ihren Mobiltelefonen zu spielen, als zu arbeiten.

Erst kurz vor der Mittagspause wurden wir zum Richter vorgeladen. Einzeln mussten wir in den Gerichtssaal und dort noch einmal Stellung nehmen zu unserem angeblichen Vergehen. Anschliessend sprach der Richter die Strafe aus. Glücklicherweise blieben wir vom drohenden zehntägigen Gefängnisaufenthalt verschont. Dafür erwartete uns eine Busse in vierstelliger Höhe. Mittlerweile war uns das Geld egal. Wir wollten einfach nur noch weg aus Kasachstan.

Doch damit weit gefehlt. Während die Papiere von Daniel und Manuel innert Kürze bearbeitet wurden, streikte Stefans Richter. Er wollte den Pass von Stefan erst gegen eine weitere Zahlung von 200 Dollar freigeben. Alles inoffiziell natürlich. Auch die Busse mussten wir bar bezahlen. Kopien der Gerichtsprotokolle erhielten wir keine. Wiederum wurde Eugen zu unserem Retter. Dank seinem Gespräch mit den Beamten, sah der Richter von der Schmiergeldzahlung ab und gab Stefans Pass gegen 17.00 Uhr frei.

Nun fehlten noch die Registrierungsstempel. Um dies zu erledigen, benötigten die Polizisten nochmals knapp eine Stunde. Um 18.00 Uhr waren wir dann endlich wieder freie Männer. Wir verabschiedeten uns von Eugen und Valentina und fuhren schnurstracks zum Grenzübergang.

Dort fragten wir die anwesende Grenzbeamtin ob an unseren Visa etwas falsch sei. Dies war nicht der Fall und wir fühlten uns definitiv bestätigt, dass wir in Kasachstan ungerechtfertigt vor Gericht mussten. Die Grenzbeamtin war erstaunt ab unserer Geschichte. Offiziell beträgt die Strafe bei einer nachträglichen Registrierung tatsächlich 100 Dollar pro Person. Ausserdem müsste die Busse bei Gerichtsverfahren per Bankeinzahlung überwiesen werden und nicht bar. Ebenfalls hätten wir eine Kopie des Gerichtsurteils erhalten müssen. Die ganze Angelegenheit stank also zum Himmel. Uns wurde plötzlich klar, dass die Beamten und Richter die Busse wohl direkt in die eigene Tasche steckten.

Ein weiter Grund, nie mehr nach Kasachstan zu fahren. Da wir immer noch 2000 Kilometer bis zur mongolischen Grenze vor uns hatten, wollten wir uns aber nicht noch mehr den Kopf über diese Polizeiwillkür zerbrechen.

Geplant war, nun direkt an die mongolische Grenze zu fahren und uns dabei regelmässig mit fahren abzuwechseln. Noch heute Nacht fuhren wir bis Omsk.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Äpfel, Chips und jede Menge Red Bull.