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Die Kasachen und ihre Geschwindigkeitsregelungen


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Über Stock und Stein, oder besser gesagt über Sand und tiefe Löcher führte die Strasse von unserem Nachtlager auf die Hauptstrasse zurück. An dieser Stelle auch gleich ein grosses Lob an die kasachischen Strassenbauer. Die Hauptstrasse von Taraz in Richtung Almaty könnte es locker mit den Schweizer Autobahnen aufnehmen.

Die hervorragende Strasse verlockte so manchen Autofahrer zum rasen. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h zu überschreiten ist hier in der Tat nicht schwierig. Obwohl die Strasse in beide Richtungen zweispurig ist und nur geradeaus führt, darf man nicht schneller fahren. Diese rigorosen Geschwindigkeitsbeschränkungen rufen natürlich auch die Polizei auf den Plan. So gibt es alle paar Kilometer Radarkontrollen und Checkpoints.

Einige davon passierten wir ohne Probleme. Doch dann geschah Manuel das Missgeschick. Beim Überholmanöver beschleunigte er kurz auf 70 km/h. Wenige Meter später wartete schon der Polizist am Strassenrand und winkte uns mit seiner Leuchtkelle zu. Bei der Polizei standen schon gut ein Dutzend andere Autos. Geschwindigkeitskontrollen scheinen hier ein gutlaufendes Business zu sein. Korrupt wie die kasachischen Beamten sind, wollte der Polizist Manuel den Führerschein nur gegen Bezahlung von 200 Dollar zurückgeben. Diese Forderung brachte uns natürlich zum schmunzeln. Nach einigem hin und her gab sich der Beamte auch mit 1‘500 Tenge, umgerechnet gut 10 Franken, zufrieden.

Mit Tempo 50 tuckerten wir dann weiter über die perfekte Strasse. Bald wurde uns klar, dass wir mit Tempo 50 nicht weit kommen würden. Almaty lag immer noch 400 Kilometer weit weg und es war schon zwei Uhr nachmittags. Deshalb beschlossen wir, den Abstecher nach Almaty ausfallen zu lassen und dafür direkt an den Balkash-See zu fahren.

Entlang der Strasse gab es zahlreiche Polizei Checkpoints. In den anderen Stan’s hatte jeweils ein freundliches „Strastvutje“ oder Winken genügt und wir erhielten die Durchfahrtserlaubnis. Nicht so in Kasachstan. Bei diesen Checkpoints gilt es, jeweils möglichst nicht aufzufallen. Die Polizei kann die durchfahrenden Fahrzeuge willkürlich anhalten und mühsame Kontrollen anordnen. Dies erlebte Stefan am eigenen Leib, als er bei einem Stoppschild langsam weiterfuhr, da kein Polizist an der Strasse stand. Natürlich sahen wir wieder einmal die rote Kelle und Stefan wurde aufgefordert auszusteigen. Auch dieses Mal erwartete der Polizist ein Souvenir. Zu unserem Erstaunen reichten eine Hand voll Kaugummis und Willisauer Ringli aus, um den Polizisten zufrieden zu stellen.

Die immer widerkehrenden Forderungen nach Schmiergeld und Souvenirs nerven uns. Wir haben zwar mit Korruption gerechnet, aber nicht damit, dass Beamte so unverblümt nach Geld und Geschenken fragen. Das im amerikanischen Flim Borat vermittelte Bild von Kasachstan trifft jedoch in keiner Weise auf Kasachstan zu. Kasachstan ist alles andere als rückständig. Auf den Strassen gibt es viele Neuwagen, die Städte verfügen über eine hervorragende Infrastruktur und auch in Bezug auf Mode und Ernährung lassen sich klare westliche Einflüsse erkennen.

Unser heutiges Nachtlager schlugen wir am Ufer des Balkash-Sees auf. Wir konnten uns seit Tagen nicht mehr richtig waschen und sehnten uns nur so nach einem Sprung ins kalte Wasser. Anschliessend genossen wir ein feines Tomatenrisotto. Kurz vor der Dämmerung war der Abend dann aber bereits gelaufen. Aggressive Mücken und anderes Krabbelgetier vertrieben uns in unser Zelt.

Das nächste Mal werden wir etwas weiter weg vom nächsten Gewässer übernachten. Ansonsten reicht der Mückenspray keine drei Tage mehr…

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Tomatenrisotto mit frischen Tomaten und Basilikum.