Mit viel Glück wurden wir diese Nacht nicht verregnet. Der Himmel war heute Morgen wolkenverhangen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Regen einsetzen würde. Noch ehe wir losfuhren, begann es zu tröpfeln und wenig später goss es wie aus Kübeln.

Khovd, das Ziel der heutigen Tagesetappe, lag 250 Kilometer weit entfernt. Von der Distanz her eigentlich kein Problem, wären da nicht die kaum existenten mongolischen Strassen, welche zuweilen eher der Bikestecke am Schötzer 24-Stunden-Rennen glichen. Die schwierige Piste mit zwei Passüberquerungen führt durch zahlreiche Gewässer und Hochmoore. Brücken sucht man hier zumeist vergeblich. Auf mongolischen Schotterstrassen mehr als 20 bis 30 Stundenkilometer zu fahren, kann schon fast als halsbrecherisch bezeichnet werden.

Das Dörfchen Tolbo erreichten wir nach etwa 90 Kilometer. Wenige Kilometer zuvor wurden wir von drei Teams aus England, Belgien und Italien überholt und darauf aufmerksam gemacht, dass wir hinten rechts einen Platten hätten. Nicht schon wieder… Wie sich herausstellte, hatten wir keinen Platten sondern lediglich zu wenig Luft im Reifen. Dies wäre der dritte Platten innert nicht einmal 24 Stunden gewesen. Zum Glück haben auch Mongolen ab und zu Reifenprobleme. So konnten wir in Tolbo alle drei Reifen reparieren und kontrollieren lassen.

Der Strasse zum ersten Pass begann gleich ausgangs Tolbo und führte zwischen verschneiten Berggipfeln hindurch. Ein Einheimischer erzählte uns, dass es erst noch heute Morgen geschneit hätte. Oben angekommen, sahen wir einen Mongolen mit seinem Adler. Den riesengrossen Vogel setzte er auf unserer Haube ab und plauderte ein wenig mit uns.

Die Strasse über den zweiten Pass war nicht minder anspruchsvoll. Nach einer regenfreien Periode setzte auf dem Pass der Regen wieder ein. Bei der Überquerung eines Gewässers blieb Ritle im Schlamm stecken, doch dank Allrad konnten wir uns schnell aus der misslichen Lage befreien. Mehr Sorgen bereitete uns das Wetter, welches sich immer mehr verschlechterte. Nach dem Regen setzte Hagel ein und wir hatten die schwierigste Flussüberquerung immer noch vor uns.

Einige hundert Meter später standen wir ratlos vor dem Fluss, welcher eher einem kleinen See glich. Nach einigen Minuten des Kopfzerbrechens fuhr schliesslich ein Lastwagen zu. Der Chauffeur bot uns an, hinaus zu ziehen, falls wir feststecken würden. Die Streckenwahl zur Durquerung guckten wir ihm auch gleich ab und siehe da: Ritle entpuppte sich auch in hüfttiefen Gewässern als sicherer Wert. Sogar der Truckfahrer applaudierte uns zum bestandenen Härtetest.

Den restlichen Tag fuhren wir auf verschiedensten Strassenbelägen. Nach Stunden auf Sandbahnen, Schotterpisten und Schlamm kamen wir erst kurz nach Einbruch der Dunkelheit in Khovd an. Es ist unglaublich, dass solch ein kleines Nest, welches mehr oder weniger nur aus Jurten und Lehmhäusern besteht, über 30‘000 Einwohner zählt. Wir hatten vor ausgangs Khovd bei einem kleinen Fluss zu campieren. Kurz vor Erreichen des Gewässers, sahen wir am Strassenrand ein Plakat mit der Aufschrift “Official Mongol Rally Camp“. Die zwei Jurten werden dort zu einem akzeptablen Preis an Rallyteilnehmer vermietet. Da es ohnehin nach Regen aussah, nahmen wir das Angebot der netten Gastgeberin an und übernachteten in einer der Jurten. Dies natürlich nicht ohne vorher noch bekocht zu werden.

Und zum Schluss noch dies:
Die Pandanauten-5-Sterne-Küche empfiehlt: Mongolische Teigtaschen gefüllt mit Schafshackfleisch, dazu Büchsensalat.